Aufstiegsplatz in der Liga

Beim dritten Liga-Spieltag in Berlin segelt unsere Crew nur knapp am Podium vorbei

Morgens vor der Anreise nach Berlin, ein Blick auf die Wetterprognosen vor Ort. 25 Grad und Sonne – keine Wolken. Der Wind solle schwach bis gar nicht wehen mit leicht steigender Tendenz. Windrichtung je nach Vorhersage sehr unterschiedlich. Wir packen also eine extra Sonnencreme ein und fahren nach Berlin. Florian Kemper, unser neuer Steuermann, kommt aus Hamburg direkt von der Arbeit in Harburg dazu. Für ihn ist es die erste Bundesligaregatta überhaupt und er soll steuern. Es war einer der am längsten  vorbereiteten Spieltage des LYC-Bundesligateams und diese Planung hat Früchte getragen: Mit Platz 4 des Spieltages und in der Saisontabelle stehen wir auf dem angepeilten Aufstiegsplatz. Zurück zur Planung: Johannes Babendererde hat letztes Jahr Florian überzeugt für den LYC an den Start zu gehen. Sein Segelkönnen hat er nach Opti und Pirat in der international Moth, 49er und 505er erworben. Florian ist Schiffbauingenieur, hatte zuvor drei Jahre in Rotterdam gearbeitet und kam letztes Jahr nach Hamburg. Um ihn herum wurde eine Crew aus alteingesessenen LYC-Ligaseglern gebildet, die in Hamburg oder Lübeck wohnen und dienstags abends auf der Alster trainieren können. Zusammen mit Crew-A (gesegelt in Konstanz und Starnberg) ging es im März ins Trainingslager an den Gardasee und würde an zwei Trainings-/Klassenregatten auf der Alster sowie fortan wöchentlich am Dienstagstraining auf der Alster teilgenommen. Diese hohe Trainingsdichte brachte Flo genug Wasserstundendie J70 zu beherrschen und sich mit der übrigen Crew einzuspielen. 

 

Einblick aus einem Bundesligarennen – was passiert bis zum Start?

Wir warten am Steg: Die Shuttlemotorboote, sechs an der Zahl, kommen auf uns zugefahren. Die anderen 6 Teams, die mit uns warten, drängeln sich leicht um die größeren und vermeintlich komfortableren Schlauchboote und besseren Fahrer. Es gilt beim Tausch mit der Vorgängercrew keine Zeit zu verlieren und sich schnellstmöglich einzusegeln. Zunächst jedoch Geduld, denn das Rennen vor uns läuft noch. Wir trinken alle nochmal etwas und werten das Rennen vor uns aus. Was waren die Kurse des Siegers bzw. Top-3 des vorausgegangen Rennens? Welches ist die bessere Seite? Warum hat sich jemand nach hinten oder nach vorne gesegelt? Wir ziehen erste Schlüsse, wohlwissend dass sich die Bedingungen auf einem Revier wie dem Wannsee schnell verändern. Nach dem Zieldurchgang fährt der Shuttlefahrer zu unserem Boot – gelb. Zeitgleich tauschen die weiteren Teams auf die anderen 5 anhand Farbe und Nummer unterscheidbaren Boote. Alles ist eingespielt. Es wird kaum geredet. Niclas geht zum Heck und bringt unsere Teamflagge an. Flo übernimmt die Pinne und hält das Boot auf Kurs und checkt den Regattakurs. Kevin ist als Trimmer auf die Fock fixiert. Vorm Ausrollen checkt er die Holepunkte der Fockschot – Rücksprache mit dem Steuermann „Flo Leichtwindmodus?“– Flo bestätigt nach dem Kursstudium die Einschätzung. Arne räumt währenddessen die Verpflegung und Klamotten unter Deck. Danach klariert er die  Strecker und Fallen. Die Crew vorher hat nicht aufgeräumt. Ein kurzes Stück hochkreuzen, der Trimm muss gecheckt werden. In der Liga ist genau vorgeschrieben was verändert werden darf: Fockvorliek, Großsegeltrimm und Gewichtstrimm der Crew. Ein, zwei Wenden und dann wird mit dem Setzen des Gennakers das Startschiff angesteuert. Arne packt den Gennaker sauber ein damit keine „Sanduhr“ beim Setzen entstehen kann. Niclas, als Taktiker, sitzt direkt vor Flo. Die beiden schauen über den Kurs und legen die Taktik für Start und Nachstartphase fest. Bevorteilte Startseite wird erkannt. Arne nimmt die Zeit anhand der  Flaggensignale vom Startschiff. 3 Minuten jetzt sind wir alle im Tunnel. Leichtwind, wir bewegen uns leichtfüßig übers Boot. Wenden und Halsen unterstützen wir durch Rollen des Bootes. Von Arne kommt von vorne „zwei Minuten, eins fünfzig, eins vierzig, …“ Die Zeit läuft. Bei Leichtwind wollen wir dauerhaft Fahrt im Boot behalten, zu lange dauert es sonst das 800kg schwere Boot zu beschleunigen. Kevin ist also voll fokussiert auf den Focktrimm. Niclas und Flo sind sich einig über die bevorteilte Seite am Startschiff. Zwei Boot sind noch weiter rechts und könnten sich noch zwischen uns und Startschiff reinschlängeln. Niclas beobachtet die Boote und berichtet konstant, was diese im Rücken von Flo treiben. „zwanzig, neunzehn,  ….“ Arnes Zählen wird lauter. Unser Steuermann gibt die Kommandos: „Full Speed“. Alle gehen maximal nach Lee, es wird angepumpt. „drei, zwei, eins, null“. Blick aufs Startschiff keine Flagge X. Wir kontrollieren das Feld. 

Das war ein kurzer Einblick in den Ablauf in unsere Startroutine. Das beschriebene Auftaktrennen konnten wir mit einem Sieg abschließen. Nach einigem Auf und ab war das Resultat der eingangs erwähnte 4.Platz, mit dem wir sehr zufrieden sind.

Euer Arne Holweg, Crew Berlin

 

Tabelle nach 3 Spieltagen

Tabelle Berlin 

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