Prominenter Besuch zur Segler-Ehrung
Die Treue seiner Mitglieder ist dem Lübecker Yacht-Club stets eine große Ehrung wert, und in diesem Jahr wurde den Club-Jubilaren eine weitere Ehre zuteil.
Bürgermeister Jan Lindenau ließ es sich nicht nehmen, zum Gold- und Silberdinner des LYC zu kommen, um die runden Mitgliedschaften zu feiern.
Natürlich nutzte Bürgermeister Lindenau die Gelegenheit auch, um auf die kommende Saison vorauszublicken – insbesondere die Travemünder Woche in ihrem 130. Jahr: „Mein Dank geht hier an die Ausrichter, dass die Travemünder Woche so gut funktioniert. Das ist keine leichte Aufgabe“, sagte Lindenau und betonte die enge Zusammenarbeit, die sich zwischen dem Lübecker YC und der Hansestadt entwickelt hat. „Wir haben zur boot in Düsseldorf beschlossen, dass die Travemünder Woche nicht nur in Travemünde, sondern in der ganzen Stadt gefeiert werden soll. Der Einzelhandel ist bereits mit eingestiegen, und es wird am 21. Juli einen verkaufsoffenen Sonntag in der Stadt geben. Außerdem werden wir eine Voreröffnung vor den Media Docks in Lübeck feiern und dann auf der 'MS Hanse' nach Travemünde zur eigentlichen Eröffnung fahren.“ Mit diesem Empfang auf Einladung des Senats sollen weitere Unterstützer für das Segel- und Festivalevent begeistert werden.
Der Empfang ist ein Punkt in einer Fülle von Ideen, die unter der Regie von Bürgermeister Lindenau in der Stadt entwickelt werden. Ein weiteres feines Detail ist der Travemünder-Woche-Stempel, der seit einigen Wochen auf jedem offiziellen Brief der Stadt prangt, und damit Werbung für das 130-jährige TW-Jubiläum macht. Rund 70.000 Mal wird die TW so in den kommenden Monaten in die Lübecker Haushalte flattern.
Auch zum Empfang der Stadt auf der Passat während der Travemünder Woche kündigte der Verwaltungschef einige Neuerungen an: „Bleiben Sie gespannt!“
In jedem Fall dokumentierte Jan Lindenau, dass er dem Großereignis im Sommer und den Seglern insgesamt sehr offen gegenübersteht. Denn er kam zum Gold- und Silberdinner nicht nur zu einem Grußwort, sondern blieb bis spät in den Abend. Einem Abend, der durch die Laudatoren Dr. Eberhard Lassen und Charly Brüser sehr launig gestaltet wurde. Im Wechsel mit der LYC-Vorsitzenden Andrea Varner-Tümmler ehrten sie nicht nur die Jubilare, sondern erzählten auch manche Döntjes, plauderten Geheimnisse aus oder verwickelten sich mit den Geehrten in unterhaltsame Zwiegespräche. So verflog ein geselliger Abend in Windeseile, und in den Tischgesprächen waren Einleitungen wie „Weißt Du noch?“ oder „Kannst Du Dich noch erinnern?“ geflügelte Worte.
Trotz ihrer jungen Jahre kann Nicoline Oehme bereits auf 25 Jahre im Club zurückblicken. Kein Wunder, gehört sie doch zur erfolgreichen Seglerfamilie, und da ist die Mitgliedschaft im Lübecker YC eine Selbstverständlichkeit. Sie wurde für ihre 25-jährige Treue ebenso durch Andrea Varner-Tümmler geehrt wie auch Hanni Reese, die bereits in den 50er Jahren auf dem Ammersee segeln gelernt hat und später zum Lübecker YC kam. Auch Philipp Rohde ist seit 25 Jahren dabei und hat dabei die Stationen vom Optimisten bis zur „Meu“ durchlaufen.
Über die Jollen-Anfänge auf dem Dümmer und später eine große Karriere im Korsar (u. a. mit dem Sieg bei der Travemünder Woche) kam Friedrich Fillies vor 40 Jahren zum LYC. Er ist inzwischen mit einem Motorsegler unterwegs und ein großer Unterstützer der Jugend-Abteilung. Daher appelierte er an die Gemeinschaft der Teilnehmer am Gold- und Silberdinner: „Entfernt den Stacheldraht von Euren Portemonnaies und ermöglicht über das Segeln wunderbare Erlebnisse für die Jugend.“
Gleich drei 50er wurden beim Dinner für ein halbes Jahrhundert Treue geehrt. Dabei hatte Frank Waldow ehemals nur aus Jux seinen Segelschein an der Elbe gemacht. „Später hat mich der Teufel geritten“, so Waldow, der seinen Hochseeschifferschein gemacht und mit der Familie die gesamte Ostsee besegelt hat. Dabei überstand er sogar die zweimalige Durchquerung des Götakanals ohne familiären Schaden. Beim ehemaligen Mon-Cherie-Reklameboy Dieter Hohoff kam Laudator Charly Brüser geradezu ins Schwärmen. Viele gemeinsame Erinnerungen teilten die beiden. Nachträglich krönte Brüser seinen Kumpel zum Tanzkönig von Portugal und berichtete von Auftritten am griechischen Strand lediglich mit einer Tischdecke bekleidet.
Brüser selbst wurde von Eberhard Lassen geehrt. Allein das hätte eine abendfüllende Laudatio sein können, denn die Abenteuer des LYC-Urgesteins und ehemaligen Clubsekretärs füllen im wahrsten Sinne des Wortes ein ganzes Buch. Von einer Yacht-Überführung von Auckland nach Zypern über Touren mit der „Lisa von Lübeck“ bis hin zum Untergang eines Dreimasters im Mittelmeer. „Ich habe mich damals für das Leben entschieden“, berichtete Brüser über den Wassereinbruch durch ein geöffnetes Bulleye, einem abgebrochenen Generatorschlüssel und dem abgerissenen Schwengel der Handpumpe, was die Rettung des Schiffes schließlich unmöglich machte.
Weit gereist ist Holger Karsten in seinen 55 Jahren beim LYC. Aus kleinen Anfängen wurden Teilnahmen am Admiral's Cup und Fastnet Race sowie Fahrten mit dem Katamaran in Malaysia, Thailand, der Karibik und den Seychellen. Auch Christian Reuleaux hat viel von der Welt gesehen, war in der gesamten Ostsee, in der Karibik und im Mittelmeer unterwegs. Doch in den Traum-Destinationen war es ihm viel zu heiß, und so zog es ihn immer wieder in sein Sehnsuchtsgebiet, die Ostsee, zurück.
Zur „Diamantenen Hochzeit“ mit dem Club konnte zum Golddinner vier Mitgliedern gratuliert werden. Der Inbegriff einer „hübschen Frau“ sei Unni Bassenge betonte Charly Brüser, der aber auch von ihrer seglerisch beeindruckenden Vita mit vielen Regatta-Teilnahmen berichten konnte. Zuletzt war Unni Bassenge auf dem Ratzeburger See mit einer Lis unterwegs.
Erfolgreich auf den Regattabahnen war Thomas Reinberg, der in der Jugendabteilung des LYC groß geworden ist, später im Folkeboot die Flottenmeisterschaft gewann und schließlich eine Trabant27 segelte, die mit Reling, Motor und Klo ausgestattet ist und unter Deck sogar den „aufrechten Gang“ erlaubte. Sven Hebecker ist der Bequemlichkeit zuliebe sogar vom Segler zum Motorbootfahrer mutiert. Zuvor verbrachte er aber viele Jahre auf einem Trimaran-Eigenbau, der H-Jolle oder einer Albin Ballad. Vor allem vor Travemünde setzte er den Club-Stander.
Gar zum Club-Inventar wurde Knut Ginap aufgrund seiner langen Zugehörigkeit gezählt. Da er gleich neben dem Clubhaus wohnte, war er eigentlich immer im LYC zu finden. Vom Pirat über kleine Yachten zog es ihn auf eine Vindö50 – später auf ein Motorboot, da seine Frau nicht mehr segeln wollte. Seit 2009 ist Knut Ginap im Ältestenrat, dem er seit 2015 vorsteht und damit die moralische Instanz des LYC vertritt.
Diese Mitglieder feiern in 2019 ihre runde Mitgliedschaft:
25 Jahre: Carsten Bühre, Max Döhler, Nicoline Oehme, Hanni Reese, Philipp Rohde, Brian Schweder, Sonja Spintzyk, Günter Zahnjel
40 Jahre: Friedrich Fillies, Ingeborg Krug-Stamer
50 Jahre: Karl Brüser, Dieter Hohoff, Lutz Kleinfeldt, Uwe-Hans Timm, Frank Waldow
55 Jahre: Jochen Dohse, Holger Karsten, Clemens Kroeger, Christian Reuleaux
60 Jahre: Unni Bassenge, Egon Dolz, Knut Ginap, Heiko Harmsen, Sven Hebecker, Thomas Reinberg
65 Jahre: Eric Stuelcken