Eisarschregatta 2019

Sven Kruse sichert sich seinen fünften Sieg

(Autoren: Ralf Abratis und Jan Stemmler, 07.12.2019)

Der Eisarsch des Lübecker Yacht-Club ist in der Neuzeit angekommen. Mit der Neuausschreibung der Traditionsregatta erstmals auch für Frauen ist die Meldezahl gegenüber dem Vorjahr deutlich angestiegen. 74 hartgesottene Seglerinnen und Segler im Erwachsenenalter stürzten sich in den Optimisten-Kinderjollen auf der Wakenitz in das Rennen. Am Ende setzte sich Sven Kruse (NRV Hamburg) im harten Zweikampf mit Sönke Boy (Lübecker SV) durch und trug sich bei der 51. Auflage der Spaßregatta in die Siegerliste auf der eigenwilligen Trophäe ein. Als Vierte – direkt hinter Vorjahressieger Thomas Schulz – zeigte Anne Westfehling (Lübecker SV), dass die Frauen den Männern in Zukunft das Leben schwer machen werden.Mit konzentrierter Lesitung segelte Sven Kruse aus Hamburg zu seinem fünften Sieg auf der Wakenitz. Foto: Udo Ott

50 Jahre haben die Männer ihre Domäne verteidigt, die bei der Eisarsch-Premiere 1969 in den Statuten festgelegt worden war. Nur männlichen Akteuren ab einem Alter von 25 Jahren war bis zur Jubiläumsveranstaltung im vergangenen Jahr die Teilnahme erlaubt. Jetzt hat sich die Eisarsch-Regatta, die immer am ersten Samstag im Dezember die ewig jungen Optimisten-Segler in die Hansestadt lockt, den Frauen und einem jüngeren Athletenkreis (Startberechtigung ab 21 Jahren) geöffnet. Und gleich ein gutes Dutzend an Frauen und eine Handvoll jüngerer Athleten trugen sich in die Meldeliste ein. Damit schwoll die Flotte auf dem Wasser von 57 Booten im Vorjahr auf nunmehr 74 an.

Die Wakenitz war somit gerade bei den westlichen Winden, die nur eine enge Kurssetzung ermöglichten, prall gefüllt. Dennoch brachte die Wettfahrtleitung um Julia Burt die Opti-Armada gut auf Kurs. Walter Mielke, der ehemalige Oberste Wettfahrtleiter der Travemünder Woche, eröffnete das Rennen mit den so genannten Gate-Start und ließ die Meute frei. Schnell zeigte sich, dass die erfahrenen Akteure eine Position weit rechts an der Startlinie gewählt hatten und damit goldrichtig lagen. Sönke Boy, der nach 30 Jahren erstmals wieder in einen Opti gestiegen war, führte gemeinsam mit Sven Kruse deutlich das Feld an. Aber obwohl Kruse zweimal mit einem vollgeschlagenen Opti zu kämpfen hatte und ordentlich Wasser pützen musste, konnte Boy den Konkurrenten nicht in Schach halten. „Ich habe wohl nicht konsequent gedeckt. Kurz vor der letzten Bahnmarke ist er an mir vorbeigezogen“, berichtete Sönke Boy, der aber dennoch rundum glücklich war mit seiner Eisarsch-Premiere. Noch mehr strahlte naturgemäß Sven Kruse: Mit Daumen hoch kreuzte er die Ziellinie und strahlte mit der Sonne, die sich kurz durch die Wolkendecke gestohlen hatte, um die Wette: „Endlich hat es mal wieder geklappt. Mein fünfter Sieg, damit habe ich jetzt den alleinigen Rekord. Jetzt ist endlich Ruhe“, freute sich Kruse, der zwischen 2006 und 2015 vier Siege gefeiert hatte, dann aber vier Jahre auf die Vollendung des Triumphzuges warten musste. Trotzdem steht für den Hamburger bereits fest, dass er im nächsten Jahr wieder dabei sein will: „Na klar, ich muss meinen Titel ja verteidigen!“

Für Anne Westfehling war eigentlich mit der Teilnahme der Tag schon perfekt, durfte sie doch endlich mit Vater Michael und Bruder Maik auf die Bahn. „Als klar war, dass Frauen mit dabei sein durften, hat mein Bruder mich sofort angemeldet. Jetzt wollen wir einfach Spaß haben“, sagte die Lübeckerin vor dem Rennen. Dann aber hatte sie auch richtig Spaß daran, dem Gros des Männerfeldes das Heck zu zeigen. „Ich bin in der Mitte gestartet und lag noch gar nicht so aussichtsreich. Dann habe ich mich aber gut durch das Feld gearbeitet.“ Auch im Familienduell hatte sie damit den Bug vorn. Ihr Bruder kam zwei Ränge hinter ihr ins Ziel, der Vater ein paar Boote später. Eindrucksvoll stellte der Lübecker SV seinen Status als bestes Team unter Beweis. Sönke Boy, Anne und Maik Westfehling gewannen den Mannschaftssonderpreis der „Drei Ärsche“, den der LSV fast schon traditionell in sein Clubhaus entführt. Seinem Namen Eisarsch machte das Event für einige Teilnehmer alle Ehre. Einige Akteure nahmen nach Kenterung ein unfreiwilliges Bad in der Wakenitz, drei gaben das Rennen schließlich auf. Für die zahlreichen Zuschauer an Land sorgten heiße Getränke und Speisen für Wärme und wappneten gegen den kalten Westwind, der direkt auf das Clubhaus des LYC stand.

 

Gesamtergebnisse 2019

Die Gesamtergebnisse 2019 stehen unter manage2sail bereit.

Top 10:
1. Sven Kruse (Hamburg), 2. Sönke Boy (Lübeck), 3. Thoms Schulz (Segeberg), 4. Anne Westfehling (Lübeck), 5. Niko Mattig (Potsdam?), 6. Maik Westfehling (Lübeck), 7. Hanno Weimer (Lübeck), 8. Matthias Düwel (Hamburg), 9. Niclas Kath (Lübeck), 10. Andreas Sasse (Hamburg)
Damit geht der Eisarsch und der Wanderpreis für den besten Auswärtigen an Sven Kruse.
Mannschaftswertung, die drei Ärsche: 1. Lübecker SV (Sönke Boy, Anne Westfehling, Maik Westfehling)
Grufty-Wertung: 1. Matthias Düwel, 2. Andreas Sasse, 3. Meno Bülow
Vater-Sohn-Pokal: Michael und Maik Westfehling
Shanghai-Preis, bester Holzopti: Lars Schöppener (Wismar)
Lübeck-Leuchter für die Platzierung der laufenden Eisarschnummer, also 51. Samuel Tonne
Sonder-Preis für den ältesten Teilnehmer: Volkhard Kreth (Schwartau, Jahrgang 1936)
Rote Laterne für den letzten im Ziel:
Harald Säland (Oberndorf)
Beste Frauen an der Pinne: 1. Anne Westfehling (LSV, Gesamt-4.), 2. Carolin Eggert (SG Schwarzenbek, Gesamt-12.), 3. Renate Schröder (SV Trave, Gesamt-14.)

Die ewige Bestenliste ist unter Segeln im Regattadeck - Eisarsch Wakenitz zu finden.

Ankündigung

Einladung zur 51. Eisarschregatta - Samstag, 7. Dez. 2019

Logo 51. Eisarsch

Zum 51. Mal wird zur Eisarschregatta eingeladen; in diesem Jahr sind einige Überraschungen möglich. Hier kann die Ausschreibung (PDF) direkt geöffnet werden. Die Anmeldemöglichkeit ist bereits seit Anfang Oktober freigegeben unter www.manage2sail.com.

Termin: Samstag, 07.12.2019, Roeckstraße 54, Lübeck an der Wakenitz: Checkin ab 11 Uhr, Steuermannsbesprechung 13 Uhr, Start 14 Uhr, Ende je nach Wind und Wetter.

Für Besucher und Gäste an Land wird auch gesorgt: Das Spektakel wird ab ca. 13 Uhr bis 16:30 Uhr von Live-Jazz-Musik der Berliner und Hamburger Musiker Karl-Heinz „Kalle“ Böhm (Saxophone und Vocals), Kay Franzen (Piano) und Kai Stemmler auf dem Außengelände am Clubhaus (Roeckstraße 54, Lübeck) begleitet.

Das Restaurant im Clubhaus ist geöffnet.
Glühwein, heiße und kalte Getränke sowie Grillwurst und Eisarschsuppe werden an einem Stand auf dem Außengelände des LYC am Ufer der Wakenitz angeboten.

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Nachricht vom 27.11.2019:
Unser Trainer und oberer Herr über unsere clubeigenen Optimisten Uwe Schimanski teilt mit, dass bereits seit Tagen alle Leihoptis ausgebucht sind. Wer jetzt noch einen Leihopti sucht, möge sich bitte an benachbarte Vereine oder Freunde wenden, die eventuell noch ein Boot bereitstellen könnten.

Geheimtraining: Am Sonntag, den 01.12.2019 könnte noch ein Geheimtraining auf der Wakenitz zustande kommen. Wer Interesse hat, melde das bitte bis spätestens Freitag, 29.11.2019, 13 Uhr bei Uwe Schimanski (trainer@lyc.de) oder Jan Stemmler (Jan.Stemmler@lyc.de) an. Wir werden am Freitag nachmittags zurückmelden, ob es tatsächlich zustande kommt oder nicht.

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Nachricht vom 21.11.2019:
Die Mitgliederversammlung des Lübecker Yacht Clubs hat am Mittwoch, 20.11.2019 mit großer Mehrheit den beiden unten in der Einladung genannten Anträgen zur (1.) Öffnung der Eisarschregatta für alle Geschlechter und (2.) ab einem Eintrittsalter von 21 Lebensjahren zugestimmt. Der dritte u.g. Antrag wurde zurückgezogen und kam somit nicht zur Abstimmung.
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Einladung

Lübeck, 13.10.2019

Liebe Seglerinnen und Segler,
Liebe Freunde der Eisarschregatta,
Liebe Mitglieder des Lübecker Yacht Clubs,

die Eisarschregatta findet seit 50 Jahren jährlich am ersten Samstag im Dezember auf der Wakenitz vor dem LYC-Clubhaus statt, sofern Wind und Wetter das zulassen. Organisiert wird sie von der Eisarschgilde. Sie versteht sich als Körperteil des LYC. Derzeit setzt sich die Eisarschgilde zusammen aus Jan Stemmler (Gesamtorganisation), den Gründungsmitgliedern Charly Brüser und Mike Jahnke, weiteren Clubmitgliedern wie Mischi Hanke (1. Wiegewart), Peter-Uwe Voss (2. Wiegewart), die beide bereits 1969 mitsegelten, sowie Walter Mielke (Moderation), Uwe Schimanski (Organisiation Schlauchboote, Optis, und Technik), Petra Röttger (Checkin, Finanzen), Jörn Wollenzin, Björn Steinbrecher, Indra Stülcken, Udo Ott (Fotos) und vielen weiteren Helfern, die im Vorlauf, am Tag der Wettfahrt und danach kräftig zum Gelingen beitragen. Die Namen aller Helfer aufzuführen, würde zu weit führen. Ihnen allen gebührt großer Dank dafür, dass sie sich ehrenamtlich engagieren. Aber Julia Burt vom LSV, die seit Jahren als Wettfahrtleiterin dabei ist, soll hier nicht unerwähnt bleiben. Von Beginn an bis 2018 galt, dass in Optimisten gesegelt wird und nur Männer ab Vollendung des 25. Lebensjahrs an der Regatta teilnehmen dürfen.

Im letzten Jahr hatten wir zur 50. Eisarschregatta erstmals ein neues Startverfahren eingeführt: den "vereinfachten Gate Start". Das neue Verfahren kam bei den Teilnehmern im Großen und Ganzen sehr gut an. Ich würde sagen, es war ein voller Erfolg, was neben den guten Erläuterungen (u.a. von Walter Milke bei der Steuermannbesprechung) der gesamten Wettfahrtleitungscrew in den Begleitbooten auf dem Wasser zu verdanken war. Es gab 2018 keine Frühstarts mehr und viel positives Feedback dazu nach der Regatta. In diesem Jahr ist mit der 51. Ausschreibung das neue Startverfahren wieder geplant.

Der "Gate Start" war im letzten Jahr in der Vorbereitung aber auch auf einige Skepsis und Ablehnung gestoßen. Ein anderer Diskussionspunkt sind die Teilnahmebedingungen.

Die Frage, ob wir bei den Teilnahmebedingungen von der Tradition abweichen sollten, wurde seit einigen Jahren in unterschiedlichen Kreisen mehrfach diskutiert. Es geht um Stichworte wie Alleinstellungsmerkmal, Tradition, sinkende Mitgliedszahlen, sinkende Teilnehmerzahl, Konkurrenzveranstaltungen, verändertes Freizeitverhalten, Konkurrenzbedingungen unter den Seglern und mehr oder weniger Spaß mit erweiterten Teilnehmerfeld, um nur einige zu nennen. Bisher wurde letztendlich von der Eisarschgilde immer entschieden, dass wir an den Bedingungen nichts ändern.

Nun wollen wir aber den Schritt wagen und in diesem Jahr mit der 51. Einladung erstmals auch Frauen zur Wettfahrt zulassen und das Einstiegsalter auf 21 Jahre herabsetzen.

Ob das ein einmaliger Versuch bleibt oder in den nächsten Jahren so fortgeführt wird, wollen die Organisatoren der Eisarschregatta von der Resonanz und den Teilnehmerzahlen 2019 abhängig machen. Es gibt Stimmen, die glauben, dass kaum ein weibliches Wesen Lust hat, sich am ersten Samstag im Dezember mit den Männern im Opti zu messen. Ob das tatsächlich so ist, wollen wir erst mal sehen.

Jedenfalls stiftet unser Gründungsmitglied Charly Brüser einen neuen Wanderpokal für die beste weibliche Teilnehmerin, der erstmals in diesem Jahr 2019 vergeben werden soll.

Obwohl mir einige Mitglieder auch schon gesagt haben, dass es ihnen ziemlich egal ist, wie wir das machen, weiß ich um starke Befürworter wie auch Gegner der geplanten Veränderungen. Zur Mitgliederversammlung des LYC am 20.11.2019 stelle ich vorsorglich drei Anträge:

1. Bei der Eisarschregatta 2019 dürfen erstmals neben den Männern auch die Frauen teilnehmen.

2. Das Mindestalter für die Teilnahme an der Eisarschregatta wird 2019 vom 25. Lebensjahr auf das 21. Lebensjahr herunter gesetzt.

3. Die Festlegung der Teilnahmebedingungen für zukünftige Eisarschregatten wird grundsätzlich der Eisarschgilde, den aktiven Organisatoren der Veranstaltung überlassen. D.h., die Eisarschgilde hat weiterhin freie Hand selbstständig zu entscheiden, wie die Teilnahmebedingungen im Einzelnen festgelegt werden.

Alle Meldungen zur Eisarschregatta 2019 von Frauen oder Jünglingen zwischen dem 21. und 25. Lebensjahr werden nur unter dem Vorbehalt der Annahme dieser Anträge zugelassen.

Alle, die am 7. Dezember von Nah oder Fern dabei sein wollen, ob an Land oder auf dem Wasser im Optimist sind herzlich eingeladen, zu uns an die Wakenitz zu kommen. Für Musik und kulinarische Genüsse an Land wird – wie gewohnt – gesorgt.

Euer Jan Stemmler
(Eisarschgilde, Körperteil des LYC)

PS: Unter YouTube findet Ihr einen kurzen Film vom Gate Start 2018: Gate Start bei der 50. Eisarschregatta 2018
Gate Start 2018
Mehr Details zur aktuellen und zu vergangenen Eisarschregatten findet Ihr im unter Segeln » Regatta Deck » Eisarsch - Regatta Wakenitz

Vereinfachter Gate Start - Startverfahren

Vereinfachter Gate Start - Startverfahren
auch Torstart oder Hasenstart genannt

Wie geht das? Walter Mielke (LYC, DSV) beschreibt das Startverfahren für die Ragatta so: Der Gate Start ist ein Reißverschluss, der vom Startschiff aus durch ein motorisiertes Hilfsboot geöffnet wird. Alle Boote versammeln sich hinter der gedachten Line, das Motorboot öffnet ihn. Alle starten auf Am Wind Kurs, Backbordbug. Großer Vorteil: Es gibt keine Frühstarter mehr!

Alle Startsignale kommen ganz normal vom Startschiff; zusätzlich wird die Flagge „GOLF“ für „Gate Start“ gezeigt.

Da es in der Vergangenheit häufig Schwierigkeiten mit Frühstarts gab, haben wir dieses Startverfahren zur 50. Eisarschregatta 2018 erstmals eingeführt und wollen es auch 2019 wieder probieren. Ob es in diesem Jahr und in späteren Eisarschregatten wieder zum Einsatz kommt, wird letztendlich von der Wettfahrtleitung am Vormittag zur Steuermannsbesprechung abhängig von Wetterlage und Größe des Teilnehmerfelds entschieden.

Vereinfachter Gate Start Bild 1 von Jan Stemmler

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Vereinfachter Gate Start Bild 2 von Jan Stemmler

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Vereinfachter Gate Start Bild 3 von Jan Stemmler
©Vereinfachter Gate Start in drei Bildern: Jan Stemmler (LYC) 2018, leichte Änderungen 2019

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